08.02.2008

Abhängig

Es ist doch wirklich verwunderlich, wie schnell man sich an Dinge gewöhnt und gar nicht bemerkt, wie sehr man davon dann im Laufe der Zeit "abhängig" wird. Diese Erfahrung habe ich am vergangenen Wochenende mal wieder am eigenen Leibe machen dürfen. Es stand ein langer Lauf mit 25 bis 28 Kilometern im Tempo von 5:15 auf dem Programm. Seit nunmehr 2 Jahren habe ich für solche Aufgaben - nein, wenn ich ehrlich bin für JEDEN Lauf - einen treuen Gefährten, nämlich die GPS-Uhr Garmin 301. Ist aber auch wirklich ganz einfach (wenn man denn dann die benötigten Satelliten gefunden und nicht zu starken Waldbewuchs hat): zu laufende Distanz und das gewünschte Tempo eingeben - den Rest (ok, außer das eigentlich Laufen) macht der Garmin: man hat sogar immer den aktuellen Status, wieviele Meter man vorne/ hinten liegt.

Es ist also Sonntag Mittag und ich will mich auf die Reise machen. Da es immer ein bißchen dauert, bis die Satelliten gefunden sind, schalte ich die Uhr schon mal ein, lege Sie in die Garageneinfahrt und ziehe mich erstmal um. Als ich dann endlich los will ist der Schock unbeschreiblich: meine Uhr hat mich verlassen - nein, nicht körperlich, sondern nur spirituell, denn sie hat ihren letzten Geist (AKKU) ausgehaucht: leer!!! Unfassbar! Wie konnte das geschehen??? Jetzt noch "schnell" aufladen haut nicht hin - für die geschätzten 2,5 Stunden Lauf braucht die Uhr ungefähr `ne halbe Stunde am Netz... Soviel Zeit habe ich nicht! Shit!!!

Ich bin echt ganz kurz davor, den Lauf komplett sein zu lassen. Ich fasse es immer noch nicht. Ok, erstmal die Uhr abgemacht. Hmmmm..., wozu trage ich denn jetzt eigentlich noch den Brustgurt? Wenn die Uhr nicht funzt, brauche ich den ja auch nicht... Also auch abgefriemelt, dann Ipod wieder installiert und trotz aller Widrigkeiten (hey, was denn eigentlich für Widrigkeiten? Es ist seit Tagen das erste Mal wieder nahezu windstill, dazu trocken und nicht zu kalt) auf die Spur.

Die ersten drei bis vier Kilometer fühle ich mich wirklich nackt: dauernd schaue ich auf die (nicht vorhandene) Uhr und fühle beinahe sogar Phantomschmerzen am linken Handgelenk. Wie soll ich denn überhaupt die Distanz schaffen, wenn ich gar nicht weiß, wie weit ich schon bin und wie weit ich noch muß? Vom Tempo will ich gar nicht erst anfangen - 5:15 ist jetzt zwar kein Renntempo aber schon recht zügig und ohne Hilfsmittel (sogar noch nicht mal den Puls zur Orientierung) kann ich das doch gar nicht einschätzen. Selbst bei 5 Kilometern denke ich noch an "Aufgabe". Erst dann fange ich so langsam an, meine Geadnken auf andere Dinge zu lenken udn "einfach zu laufen".

Da ich im Grunde genommen immer dasselbe Terrain "bereite" und hier mit mit Strecken zwischen 6 und 35 Kilometern spiele, male ich mir im Geiste eine Stercke aus, die so ungefähr der Vorgabe entspricht und wähle ein Tempo, von dem ich denek, es könnte so einigermaßen an die 5:15 heranreichen. Ich schaue während der folgenden Kilometer zwar immer noch ab und zu auf den verwaisten linken Arm, doch im Grunde genommen konzentriere ich mich auf mein Hörbuch und spule so meine Strecke ab.

Wieder zu Hause muß ich dann sofort an den PC und unter www.jogmap.de erstmal meine Laufkilometer "ausmessen" und dann mit der Laufzeit meine Geschwindigkeit errechnen. Unterm Strich kommen raus: 26 Kilometer in lockeren 5:20 - also war ich gar nicht so schlecht und trolle mich zufrieden unter die Dusche...

P.S. am Sonntag steht wieder ein langer an: 25-28 Kilometer in 5:00 - ist ja wohl Ehrensache, dass ich mich ab heute abend jede Stunde vergewisser, dass der Garmin auch ausreichend geladen ist, oder??? ;o))